AUSTELLUNG
Stefan Mair, „TAUROMAQUIA“
02. Dezember – 16. Dezember 2016
VERNISSAGE
02. Dezember 2016 ab 18.30 Uhr
Obwohl der Schaffensprozess nicht festgehalten ist, reihen sich die Werke sozusagen in die Tradition
aktionistischer Malerei ein. Und auch pointillistische Anwandlungen, die sich durch die verwendeten
Materialien ergeben, sind zu entdecken.
Das Symbol des leinenen Tuches, in welches wir eingehüllt sind, begleitet uns von der Geburt bis zum
Tod. Das befleckte Leintuch ist lange Zeit ausgestellt worden als Symbol für die Jungfräulichkeit der
Braut bis zur Hochzeitsnacht. Es steht also für den Verlust der Unschuld, die mit der Kindheit zusammen
aufgegeben worden ist, der zugleich die Vergänglichkeit jeden Lebens ins Bewusstsein ruft.
Die Vergänglichkeit ist ein wesentlicher Aspekt dieser Werke wie auch der Kunst an sich. Viele
Kunstwerke ändern im Laufe der Zeit ihr Aussehen oder kommen ganz einfach aus der Mode. Jedenfalls
sehen verschiedene Betrachter sie unterschiedlich, abhängig von der Epoche, die die Werke sämtlicher
Kunstrichtungen immer wieder von Neuem interpretiert. Der Verfall der Arbeiten selbst ist dafür weniger
maßgeblich als die jeweilige Überlieferung.
Die gepressten und verfaulten Früchte erinnern an Erntedank, Alchemie oder Hexerei, Opfer,
Zaubertränke, Rituale, seltene, giftige Pflanzen und Tiere, Artefakte, Ausscheidungen und Kadaver.
Kleinkinder empfinden kein Ekeln vor solch verrufenen und abscheulichen Dingen. Sie pflegen einen
spielerischen Umgang damit, doch das geht durch die Erziehung verloren und kommt mit dem Verlust des
Gedächtnisses zurück. Kinder sind jedoch ebenso verspielt wie grausam, und diese Grausamkeit ist
gepaart mit der Unschuld des nicht aufgeklärten Geistes. Selbstredend kommen diese Eigenschaften meist
latent im Unterbewusstsein bei Erwachsenen vor.
Kleinkinder haben eine andere Vorstellung von Zeit. Sie verschieben nichts in die Zukunft und schwelgen
in keinen Erinnerungen. Sie erleben gewissermaßen ihre Sterblichkeit unmittelbarer. Mit dem
Erwachsenwerden geht das Verdrängen einher.
